Bild Armutsfalle

ARM – TROTZ ARBEIT?!

AKTIONSTAGE GEGEN ARMUT 2016
Armutsnetzwerk OÖ, Armutskonferenz Österreich: Presseaussendung, 17. Oktober 2016

Rund um den internationalen Tag gegen Armut und soziale Ausgrenzung (17.10.) hat die Armutskonferenz unter dem Motto „Ein Leben in Würde. Für Alle!“ zu österreichweiten Aktionstagen aufgerufen. weiterlesen

Armut existiert

Über 1,5 Millionen Menschen in Österreich sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet; 380.000 davon sind Kinder- und Jugendliche. Mehr als 300.000 Menschen sind „erheblich materiell depriviert“, d.h. sie können nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Working Poor „Wir leben vom 1. des Monats bis zum nächsten 1.“

Die Teilhabe am Erwerbsleben mit existenzsicherndem Einkommen gilt gemeinhin als eine der wichtigsten Säulen zur Vermeidung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Ein Blick in die Jobinserate einschlägiger Zeitungen reicht, um zu erkennen, dass auch Erwerbsarbeit keine Garantie mehr für ein ausreichendes Einkommen ist: In Österreich sind (laut EU-SILC 2015) 297.000 erwerbstätige Personen (18 bis 64-Jährige, die mehr als die Hälfte des Referenzjahres erwerbstätig waren) armutsgefährdet. Das sind 8 % der Erwerbstätigen. In OÖ sind laut dieser Erhebung rund 49.000 Menschen bzw. 7% der Erwerbstätigen „Working Poor“.

Betroffen sind vor allem niedrig qualifizierte Menschen, Frauen und MigrantInnen. Zu den Niedriglohnbranchen zählen Baugewerbe, Handel und Dienstleistungen (Reiningung, Tourismus, FriseurInnen, Bäckereigewerbe). Teilzeitarbeit, die in vielen Fällen nicht auf Wunsch der Beschäftigten stattfindet, geringfügige Beschäftigung, Leiharbeit, Werkverträge und befristete Dienstverhältnisse tragen zwar zum Anstieg der Beschäftigung bei, sind atypische Beschäftigungsformen. Sie führen in den wenigsten Fälle zur Aufnahme regulärer Beschäftigungsverhältnisse.

„Noch nie hatten so viele Menschen Arbeit. Noch nie war die Gefahr so hoch, trotzdem arm zu bleiben.“

Josef Pürmayr, Armutsnetzwerk OÖ

 

Arbeiten gehen – und trotzdem auf die Mindestsicherung angewiesen sein müssen

Menschen, deren Arbeitseinkommen zum Leben nicht ausreicht, haben Anspruch auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung, um über die Runden kommen zu können. Wenn also steigende Bezugsraten kritisiert und BezieherInnen als Schmarotzer und arbeitsfaul diskreditiert werden, muss man darauf hinweisen, dass 10 % der MindestsicherungsbezieherInnen in OÖ (Sozialabteilung, Land OÖ, 2015) berufstätig sind – und trotzdem auf soziale Unterstützung angewiesen sind.

Mit Blick auf die Zunahme von unsicheren, prekären und schlecht bezahlten Arbeitsplätzen reicht daher ein Fokus auf die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht mehr aus. Eine qualitätsvolle Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik muss dafür sorgen, dass es ausreichend Erwerbsarbeitsplätze mit existenzsichernder Entlohnung für alle Menschen im erwerbsfähigen Alter gibt. Dafür reichen Appelle nicht aus. Es braucht mehr Geld für arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Programme und die passenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Veranstaltungen zum Aktionstag

18.10.2016
10.00 – 16.00 Uhr, Linz, Martin Luther Platz
„Gefangen in der Armutsfalle“, Kunst im öffentlichen Raum

Am Linzer Martin Luther Platz wird eine Armutsfalle aufgestellt, exemplarisch für viele Menschen, die mit ihrem Einkommen kein Auskommen finden.

10.00 – 16.00 Uhr, Linz, Martin Luther Platz
„Wasser und Brot“

Armutsbetroffene wiesen auf ihre Notlagen hin, versorgen PassantInnen mit Wasser und Brot und kommen mit ihnen ins Gespräch.

17.30 Uhr, Linz, Moviemento
PARKED, Gestrandet
Filmabend mit kurzer Einführung von Heinz Zauner (ARGE für Obdachlose)

Auf einem Parkplatz an der Dubliner Küste steht ein einsames Auto, darin lebt Fred Daly (Colm Meaney). Als Uhrmacher ist er gescheitert und durch das soziale Netz gefallen, dabei wollte er nur mit Ende fünfzig zu seinem Geburtsort zurückkehren. Das Haus seiner Eltern ist inzwischen verkauft und ohne Wohnsitz erhält er keine Sozialhilfe, ohne diese aber auch keinen Wohnsitz. Um sich das Leben so einfach wie möglich zu machen und nicht mehr gegen den Teufelskreis anzukämpfen, akzeptiert Fred sein Schicksal

Sozialplattform

Die Sozialplattform ist ein regionales Netzwerk von Sozialeinrichtungen in ganz Oberösterreich, das 1985 gegründet wurde. 38 Vereine und gemeinnützige Unternehmen sind zurzeit Mitglied. Vernetzung, Service, Information und Vertretung für eine starke und aktive Sozialszene in OÖ. www.sozialplattform.at