Die Armen für ihre Armut als Schicksal verantwortlich zu machen, ist ein semantischer Trick.

Dimmel-FotoNikolaus Dimmel, Universitätsprofessor am Fachbereich für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Salzburg

Die Armen für ihre Armut als Schicksal verantwortlich zu machen, ist ein semantischer Trick. Weder sind die Armen verantwortlich für ihre Armut noch ist Armut ein Schicksal. Armen werden Chancen sozialer Teilhabe vorenthalten und Armut ist Ausdruck struktureller Gewalt. Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich, lautet einer der meistzitierten Sätze Berthold Brechts. So wahr wie heute war er noch nie. Wer von den Subalternen von Chancengleichheit plappert, soll Zahlen lesen lernen. 

Österreichs Haushalte besitzen eine Billion Euro, als 1.000 Mrd Euro, 2/3 davon Sachvermögen, 1/3 Geldvermögen. 5% der Bevölkerung besitzen davon mehr als die Hälfte, 50% sind vermögenslos. Und wer davon hat, dem wird noch mehr gegeben. 2010-2030 steigt das jährlich steuerfrei vererbte Vermögen von 8 Mrd Euro auf 20 Mrd Euro. So besitzt 2015 erstmals 1% mehr als der Rest der Welt. Es ist die Plutokratie der Reichen, die Armut produziert. 90% aller Vermögen werden hierzulande in 10% der Haushalte vererbt, während freilich auch die Armen vererben, nämlich ihre Armut. Jedes sechste Kind ist armutsgefährdet, und die Plutokraten sorgen dafür, dass die „ganze alte Scheiße“ (Karl Marx; MEW 3,35) selbiges bleibt.

 

Sozialplattform

Die Sozialplattform ist ein regionales Netzwerk von Sozialeinrichtungen in ganz Oberösterreich, das 1985 gegründet wurde. 38 Vereine und gemeinnützige Unternehmen sind zurzeit Mitglied. Vernetzung, Service, Information und Vertretung für eine starke und aktive Sozialszene in OÖ. www.sozialplattform.at