(Foto: VdF) Hintere Reihe v.li.Tormanntrainer Macho, Trainer Gludovatz, Bevab, Erel, Nwamora, Obucina, Dilic, Bevab II, Prudlo, Petrovic, Co-Trainer Zimmerling, Kraus, Dr. Eggenhofer, Tummers (FIFPro), Zirngast Vordere reihe v.li. Casanova, Prettenthaler, Berger, Sandro, Ünver, Jovanovic, Salihu, Atan
Im Sommer findet die Fußball-EURO in Frankreich statt, die Teams sind gespickt mit Stars – auch Österreich setzt auf die erfolgreichen Legionäre. Profifußball ist ein hartes Geschäft. In den heimischen Ligen gibt es viele Spieler, deren Verträge nicht verlängert werden. Die VdF – Vereinigung der Fußballer kümmert sich um jene Sportler, deren Traum zu platzen droht. Klicken sie diesen Link, um den ganzen Beitrag zu lesen.
Im Sommer 2015 startete die zweite Auflage des VdF-Camps für vereinslose Fußballprofis, unterstützt vom AMS. 28 Spieler konnten sich unter Anleitung von Cheftrainer Paul Gludovatz auf die kommende Saison vorbereiten. VdF-Projektleiter Oliver Prudlo: „Wir wollten den Spielern wieder die Möglichkeit bieten, sich sowohl im konditionellen als auch technisch-taktischen Bereich so vorzubereiten, dass sie jederzeit ins Mannschaftstraining bei einem Proficlub einsteigen können. Wenn ein Verein nachrüsten will, wird er nur einen Spieler holen, der sich entsprechend in Form befindet.“ Zusätzlich zum Trainingsbetrieb konnten die vereinslosen österreichischen Profis in diesem Jahr zum ersten Mal am „FIFPro Tournament“ teilnehmen, einer Art „Europameisterschaft für Arbeitslose“.
Ein zusätzliches Problem ist der 15. Juli (Ende der Transferzeit in der Regionalliga). Und entgegen den Bestimmungen der Bundesliga kann nach diesem Termin auch kein arbeitsloser Profi die Spielberechtigung für einen Regionalligisten erlangen. Dies stellt nach wie vor ein massives Problem dar und behindert vereinslose Profis bei der Arbeitsplatzsuche. Die Ausweitung der Transferzeit und Anpassung an die für die Bundesliga gültigen Bestimmungen ist längst überfällig.
Von insgesamt 28 vereinslosen Profis, die am Camp teilnahmen, konnten 20 bisher einen neuen Verein finden. Oliver Prudlo:
„Die Bilanz hört sich gut an. Aber natürlich würden wir uns wünschen, alle Campteilnehmer wieder im Profibetrieb unterzubringen. Wir versuchen auch nach Ende des Camps die „Übriggebliebenen“ bei ihrer Jobsuche zu unterstützen. Und das nicht nur im Fußballbereich.“
Verdrängung
Es ist eine Tatsache, dass sich die Situation im österreichischen Profifußball in den letzten Jahren sehr geändert hat. Aufgrund der guten Nachwuchsarbeit kommen Jahr für Jahr eine Menge sportlich gut ausgebildeter, junger Spieler aus den 12 Akademien. Diese Jungs wollen unbedingt Profi werden, nützen jede Möglichkeit, um an einen Vertrag zu kommen und spielen für wenig Geld. Dadurch ist ein enormer Verdrängungswettbewerb entstanden, der natürlich den Klubs in die Karten spielt. Bis heuer wurde diese Entwicklung noch durch die Jugendförderrichtlinien in der Ersten Liga zusätzlich angeheizt. Ein Beispiel: Ein junger Spieler wird von einem Klub unter Vertrag genommen, verdient gemäß Kollektivvertrag EUR 1.200, räumt dem Verein mangels Alternative noch die Möglichkeit zur Vertragsverlängerung ein, hat dann vielleicht vier Jahre bei einem Verein mit wechselndem Erfolg gespielt. Mit 22 wird er durch den nächsten 18-jährigen ersetzt. Meistens ist der Traum von der großen Karriere und vom großen Geld damit auch schon wieder ausgeträumt. In vielen Fällen hat er sich in diesen vier Jahren weder beruflich weitergebildet noch Gedanken über eine Alternative zum Profifußball gemacht.
„Die Jungs landen dann oft bei uns im VdF-Camp, um sich entsprechend fit zu halten und in der Hoffnung doch noch einen neuen Verein zu finden“ so Prudlo. „Wir wollen die Spieler im Camp aber auch schon auf die Zeit nach dem Fußball vorbereiten“.
Existenzängste
Ein äußerst wichtiger Bestandteil des VdF-Camps ist daher auch die Betreuung der Spieler durch die Organisation KADA (Sport mit Perspektive), die 2015 noch intensiviert wurde. Coaching der Teilnehmer, Bildungs- und Berufsberatung standen dabei im Vordergrund. Mag. Wolfgang Stockinger, Leiter Laufbahnentwicklung Österreich bei KADA und ehemaliger Fußballprofi: „Eine große psychologische Belastung der Teilnehmer ist spürbar, ausgelöst durch die in vielerlei Hinsicht unsichere Situation und damit verbundene Existenzängste. Wir haben deshalb in diesem Jahr neben der Expertenberatung in der Karriereplanung einen besonderen Fokus auf Coaching-Maßnahmen gelegt.“ Außerdem wurde das KADA- Angebot im Vergleich zum Vorjahr um den Workshop „Zielarbeit“ erweitert, um die individuelle Auseinandersetzung mit persönlichen Zielsetzungen zu ermöglichen. VdF-Projektleiter Oliver Prudlo:
„Wir erachten die Arbeit von KADA im Rahmen des Camps als ganz wichtigen Baustein. Es war auch in diesem Jahr wieder auffällig, dass viele Spieler nicht annähernd eine Idee haben, was sie außer Fußball beruflich machen könnten. Hier liegt noch viel Arbeit vor uns, es in die Köpfe von Spielern, aber auch Eltern zu bringen, dass ein zweites berufliches Standbein notwendig ist bzw. dass man sich zumindest gedanklich darauf einstellt, dass die angestrebte Profikarriere evtl. doch nicht stattfinden könnte oder sich vielleicht nur auf wenige Jahre beschränkt.“
VdF – Vereinigung der Fußballer – Die Fußballergewerkschaft
Maria-Theresien-Straße 11, 1090 Wien
Dieser Beitrag ist im RUNDBRIEF April 2016 erschienen. Der Rundbrief ist eine Monatszeitung mit sozialpolitischen Themen, Informationen aus der Sozialszene sowie aktuellen Veranstaltungs- und Fortbildungstipps, Herausgeberin ist die Sozialplattform OÖ.