Bild Mann öffnet Hemd

Nicht ÜBER sondern MIT Ausgrenzungs-Gefährdeten sprechen

Im Netzwerk „Gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung“ organisieren sich Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen und Interessen-VertreterInnen. Psychisch und physisch Beeinträchtigte, von Obdachlosigkeit Betroffene oder auch Arbeitslose setzen sich zusammen, um ihre Anliegen zu diskutieren, sich zu vernetzen und Ansprüche gemeinsam zu vertreten. Seit Juni 2016 gibt es dieses Netzwerk, das vom Armutsnetzwerk OÖ unterstützt wird. Lothar Furtner ist ein Sprecher des Netzwerks „Gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung“. Der Schärdinger engagiert sich schon länger als Interessen-Vertreter bei pro mente OÖ und in der österreichischen Armutskonferenz. Er ist überzeugt, dass es wichtig ist, sich zu vernetzen und die Stimme zu erheben.

Herr Furtner hat 2 Berufe gelernt und war lange als Tapezierer & Bettwarenerzeuger und Koch beschäftigt. Seit einem Unfall ist er arbeitsunfähig und dauerhaft auf Sozialhilfe und Bedarfsorientierte Mindestsicherung angewiesen. Das wird bis zu seiner Pensionierung so bleiben.

„Ich habe einmal gut verdient und war sehr zufrieden. Aber ich habe selbst erlebt, wie schnell es gehen kann, dass man plötzlich vor dem Nichts steht. Ich brauche Unterstützung, um über die Runden zu kommen. Trotzdem habe ich mir Respekt verdient – von der Gesellschaft, von Behörden und anderen Einrichtungen. Deshalb engagiere ich mich im Netzwerk Gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung.“
Lothar Furtner, Netzwerk „Gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung“

5 Forderungen an die Politik

  • Bedarfsorientierte Mindestsicherung: Sachleistungen sind entwürdigend. Wir wollen selbst Kaufentscheidungen treffen.
  • Beeinträchtigung: Der Behindertenpass sollte österreichweit gelten, derzeit gilt er nur im jeweiligen Bundesland.
  • Armutsbekämpfung: Einrichtung eines Betroffenenrates als beratendes Gremium auf allen Ebenen (Gemeinden, Länder, Bund)
  • Gesundheit: Politik muss sicherstellen, dass es eine flächendeckende und ausreichende Versorgung von FachärztInnen mit Kassenvertrag geben muss. Derzeit gibt es viele WahlärztInnen – das können sich Armutsbetroffenen nicht leisten. Sie müssen beispielsweise bis zu ein Jahr auf einen Termin beim Augenarzt warten
  • Politischer Stil: Verbale Pauschalverurteilungen von Armutsbetroffenen sind zu unterlassen – sie sind kränkend und entwürdigend.

„Wer das Wort ergreift, hat etwas zu erzählen. Wer jemand ist oder war, können wir nur erfahren, wenn wir die Geschichte hören, deren Held/in er oder sie ist. Das Wort zu ergreifen, heißt nicht für jemand sprechen, sondern selbst sprechen. Wenn Ausgeschlossene die eigene Lebenswelt sichtbar machen, schaffen sie einen Ort, von dem aus sie sprechen können. Der Vorhang öffnet sich zu einer Bühne, auf der die eigene Geschichte eine eigene Deutung und zugleich Bedeutung erfährt. Das vermeintlich Unspektakuläre des eigenen Lebens bekommt eine Bühne und wird besonders. Die das Wort ergreifen, können zur Sprache bringen, wer sie sind und wer sie sein können.“

Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie, erklärt, warum Partizipation von Armutsbetroffenen wichtig ist.


LogoKampagne des Armutsnetzwerks OÖ
18. September – 17. Oktober 2017
anlässlich des Internationalen Tages gegen Armut und Ausgrenzung (17.10.

 

Niemand ENTSCHEIDET sich für ein Leben in Armut. Menschen sind nicht gerne arbeitslos oder gering qualifiziert. Familien würden lieber gemeinsam auf Urlaub fahren oder ihren Kindern ermöglichen, FreundInnen zum Geburtstagsfest einzuladen. Niemand friert gern in den eigenen vier Wänden, weil die Heizkosten das knappe Budget überschreiten.

Es ist Aufgabe der Politik, Chancen für alle zu schaffen. Das gilt auch für armutsbetroffene Menschen. Das Thema Armutsbekämpfung spielt im aktuellen Wahlkampf – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Armut ist für die gesamte Gesellschaft beschämend, die politische Auseinandersetzung damit wird daher gerne ausgespart. Das Armutsnetzwerk Oberösterreich bringt das Thema aufs Tapet und lanciert im letzten Monat des Wahlkampfes die Kampagne „Armutsbetroffene haben keine Wahl“.

  • Wir fordern politische Parteien dazu auf, ihre Konzepte zur Armutsbekämpfung und Teilhabe für alle während des österreichischen Nationalratswahlkampfs vorzustellen und nach den Wahlen aktiv gegen Armut vorzugehen.
  • Wir fordern Nicht-Armutsbetroffene auf, sich für armutsbetroffene Menschen einzusetzen und ihnen mit Würde und Respekt zu begegnen.
  • Wir ermutigen Armutsbetroffene, sich nicht zu verstecken und ihre Anliegen zu erläutern.

Seien Sie mit dabei, unterstützen Sie unsere Kampagne, in dem Sie ein Plakat in Ihren Räumlichkeiten aufhängen oder die Inhalte auf Facebook teilen!

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Armutsnetzwerk OÖ
c/o Sozialplattform OÖ
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office@sozialplattform.at, 0732/66 75 94

Das Armutsnetzwerk Oberösterreich ist ein Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung und setzt sich für Verteilungsgerechtigkeit und Partizipation, Integration und Teilhabe ein. Die Mitglieder sind soziale Organisationen aus OÖ.

Sozialplattform

Die Sozialplattform ist ein regionales Netzwerk von Sozialeinrichtungen in ganz Oberösterreich, das 1985 gegründet wurde. 38 Vereine und gemeinnützige Unternehmen sind zurzeit Mitglied. Vernetzung, Service, Information und Vertretung für eine starke und aktive Sozialszene in OÖ. www.sozialplattform.at