Für viele Menschen ist das Bestehen am Arbeitsmarkt ein wahrer Seiltanz. Ein schmales Band, auf dem sich kaum Halt finden lässt. Das Wichtigste ist, immer die Balance zu halten, um nicht vom Seil zu fallen. Die Balance zwischen den Anforderungen der Arbeitswelt und den eigenen Bedürfnissen, die Balance zwischen Familie und Beruf. Die Balance zwischen den Ansprüchen, die von DienstgeberInnen gestellt werden und dem, was ich tatsächlich schaffen kann. ein Beitrag von Bischöfliche Arbeitslosenstiftung.
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Der Arbeitsmarkt als Drahtseilakt für viele Menschen – er erfordert permanente Aufmerksamkeit und Vorsicht. Die Anspannung hält uns gefangen: Stehe ich sicher genug? Schaffe ich den nächsten Schritt? Und was passiert, wenn ich falle?
Vom Seil zu fallen bedeutet für die wenigsten Menschen ein Fallen in ein sicheres Netz. Die Möglichkeit, soviel Vorsorge zu treffen, dass auch ein tiefer Fall gut abgefedert wird, ist nur wenigen gegeben. Die meisten Menschen fallen, wenn sie einmal die Balance am Arbeitsmarkt verlieren, in ein relativ straffes Sicherheits-System, aus dem sie sich aus eigener Kraft wieder aufs Seil raufkämpfen müssen. Gelingt dies nicht, ist Hilfe notwendig.
Der Schock des Fallens ist deutlich spürbar und sitzt in den Knochen. Meist sind die Menschen gezwungen, sich immerfort zu rechtfertigen, warum sie vom Seil gefallen sind. Dabei war es der raue Wind, der den Seiltanz unmöglich machte.
Und der Wind wird rauer in Österreich. Er weht stark und macht den Drahtseilakt Arbeitsmarkt für viele Menschen zu einem schwierigen Pfad. Über 68.000 arbeitslose Menschen suchten im Jänner in Oberösterreich nach einer Beschäftigung – offene Stellen hingegen gab es genau 9.181.
Die Sicherungs-Seile halten – noch und dürftig, doch die ersten groben Anzeichen von Unterhöhlung sind deutlich sichtbar. Die Mindestsicherung für kinderreiche Familien zu deckeln oder sie für manche Gruppen überhaupt zu halbieren, sind zynische Vorschläge in Zeiten, in denen das gesellschaftliche Klima kälter wird. Die Ausbildungspflicht für Jugendliche, die noch dieses Jahr verwirklicht werden soll und neue Angebote bringen wird, lässt hingegen ein Pflänzchen der Hoffnung wachsen.
Zum diesjährigen Tag der Arbeitslosen wird ein Seil gespannt. In schwindelnder Höhe wird der erfahrene Slackliner Christian Waldner die Landstraße überqueren. Am Samstag, dem 30. April, wird es am Martin-Luther-Platz und am Taubenmarkt eine gemeinsame Kundgebung von Arbeitslosenstiftung, Volkshilfe, ÖGB, KAB, KJ, AUGE, Verein B7 und Sozialplattform geben. Neu in der Veranstaltergemeinschaft ist der im Jänner gegründete Verein „arbeitslos.selbstermächtigt“. Gemeinsam wird auf die Situation arbeitsloser Menschen und den oft schwierigen „Drahtseilakt Arbeitsmarkt“ aufmerksam gemacht.
Dieser Beitrag ist in der Zeitung „RUNDBRIEF“, Ausgabe April 2016, erschienen